Fragen zum Morgen: Welche Hoffnung liegt im Unbekannten?
Im Unbekannten liegt viel Raum und Potenzial, welches werden kann. Überraschendes, nie Geahntes und Erhofftes. Im Unbekannten liegt die Möglichkeit, dass das Schlimme vielleicht doch nicht eintrifft. Dass die Zukunft besser ist als befürchtet und dass vielleicht Hilfe auftaucht, die wir nicht erwartet haben.
Barbara Lehner, Trauerbegleiterin, Begleiterin in Übergängen. Luzern
Wenn wir über Zukunft reden, dann reden wir auch über das Unbekannte. Wir versuchen sie vielleicht zu fassen, mit den uns jetzt gerade zur Verfügung gestellten Mitteln, Ressourcen. Ich finde es herausfordernd, aus den Denkmustern auszubrechen, in denen ich sozialisiert worden bin – unbewusst eingeprägte patriarchale, rassistische und kapitalistische Strukturen sind schwierig abzubauen. Darin liegt das Potenzial des Unbekannten – sich von etwas berühren zu lassen, was völlig ausserhalb der eigenen Vorstellungskraft steht. Ich denke, dass dies helfen kann, den eigenen Denkraum zu sprengen – gerade auch im Rahmen von den Geschichten, die wir uns erzählen. Im Unbekannten liegt die Hoffnung, andere Perspektiven kennen und verstehen zu lernen, eigene festgeglaubte Narrative wieder weicher zu machen und Empathie für etwas Neues und Anderes zu empfinden, obwohl man es nicht ganz versteht.
Sarah Calörtscher, Dramaturgin, Musikerin und Autorin, Hausautorin am Luzerner Theater in der Spielzeit 24/25
Ich glaube an den jeweiligen «Sinn dahinter». Alles hat einen Grund und ich bin überzeugt, dass es für alles eine Lösung gibt.
Andy Schmid, Handball-Nationaltrainer des Schweizer A-Teams Männer. Hergiswil
Als Theologin liegt meine Hoffnung nicht im Unbekannten. Sie ist vielmehr in dem Gott begründet, der sich den Menschen in Jesus von Nazareth offenbart hat. Christliche Hoffnung hat ein Ziel. Und sie lässt sich beschreiben (wenn auch immer in unzureichender, menschlicher Weise) etwa als Hoffnung auf einen allumfassenden Frieden und Gerechtigkeit oder als Hoffnung auf ein Ende allen Leids.
Aline Kellenberger, Pfarrerin an der Citykirche Luzern
Unbekanntes ist der Gegenpol von Wissen! Und Unbekanntes halten wir schlecht aus. Was uns nicht bekannt ist, suchen wir bei Google oder fragen die künstliche Intelligenz. Immer seltener wenden wir uns dabei an andere Menschen, die uns vielleicht ebenso gut oder gar besser helfen könnten. Was uns Maschinen oder Computer sagen, halten wir für wahr. Doch was, wenn sie sich irren? Natürlich ist Buenos Aires die Hauptstadt Argentiniens und der Weltrekord im Tieftauchen liegt bei unglaublichen 156 Metern. Solche Fakten sind leicht überprüfbar. Doch was, wenn wir eine Frage stellen, auf die es keine klare Antwort gibt? Wie glücklich werde ich zum Beispiel in zehn Jahren sein? Oder wie wird das Luzerner Theater der Zukunft aussehen? Persönliche Erfahrungen, Fantasie oder Emotionen sind Computern unbekannt. Maschinen können uns zwar die Vergangenheit erklären und Szenarien für die Zukunft entwerfen. Doch ihre Antworten bleiben Projektionen des bereits Bekannten.
Manchmal begegnen wir dem Unbekannten vorsichtig, gar ängstlich. Unbekanntes kann aber auch inspirieren, uns zu neuen Ufern führen und Hoffnung wecken. Meine Lebenserfahrung zeigt, dass es oft das Zweite ist: Hoffnung. Im Leben liegt die grösste Stärke deshalb darin, das Unbekannte nicht zu fürchten, sondern als Quelle der Neuerung zu nutzen. Und genau das macht das Unbekannte so wertvoll!
Benno Gut, Lehrer und Schulleiter. Emmen
Eben dass aus dem Unbekannten alles kommen könnte. Auch ein problemlösendes regenbogenpupsendes Supereinhorn.
Marilu Egli, Schülerin, ehemalige Teilnehmerin der Theaterkids der Stadt Luzern