Theater nachhaltig denken

Theater kreieren mit jedem Stück neue Bildwelten. Das kann aufwändige Bühnenbauten erfordern, geht aber auch nachhaltig. Wie, zeigt das Luzerner Theater in der Spielzeit 23/24 mit DAS HAUS und den «Goldberg-Variationen». Für beides hat Hausszenograf Valentin Köhler ressourcenschonende Bühnenbilder entwickelt, und auch die Kostüme orientierten sich an Kriterien der Nachhaltigkeit.
Künftig werden zudem intakte Teile aus Bühnenbildern abgespielter Produktionen an andere Projekte weitergegeben, um den ressourcenschonenden Umgang mit Material zu fördern. Darüber hinaus recycelt das Luzerner Theater Werbematerial zu chiquen Taschen, lässt klimaneutrale Druckwaren produzieren und konnte den Stromverbrauch in den letzten Jahren stark reduzieren.

DAS HAUS: alte Mosterei wird zur Bühne

Die ersten beiden Inszenierungen der Spielzeit fanden im besonderen Ambiente von DAS HAUS statt. Hierfür wurde ein altes Gebäude aus dem Luzerner Umland abgetragen und dann im Theatersaal wieder aufgebaut. So konnte das Material vor der Entsorgung geschützt und architektonisches Kulturgut ins Rampenlicht gerückt werden.
Im Anschluss an die Nutzung als Bühne übernahm eine Schreinerei DAS HAUS, die es unter anderem bei Renovationen weiterverwendet. Für einen kleinen Teil der alten Mosterei ging der Weg im Theater weiter. Passend zur Weihnachtszeit wurden aus einigen Bodenbalken dekorative Untersetzer in Tannenbaumform gefertigt und als Teil der Weihnachts-Geschenksets ans Publikum abgegeben. 

 

Goldberg-Variationen: mehrfach nachhaltig

Der Wunsch, ein existierendes Bühnenbild aus der vorherigen Spielzeit in abgeänderter Form wiederzuverwenden, stand am Anfang der Tanzproduktion «Goldberg-Variationen». Bühnenbildner Valentin Köhler entwickelte aus der facettenreichen Spiegel-Bühne des Schauspiels «Das Bildnis des Dorian Gray»  ein ganz eigenständiges Bühnenbild. Zusammen mit Bachs Musik bildete dies die Grundlage für die Choreografie von Alba Castillo. Auch Kostümbildnerin Sarah Hofer bot der Fundus des Theaters mannigfaltige Anregung, Dinge in veränderter Form wiederzuverwenden. Und für einzelne neu angefertigte Kostüme wurden die Stoffe mit Pflanzenmitteln in natürlichen Farbvarianten gefärbt.
Mit der vom Publikum begeistert aufgenommenen Tanzproduktion beweist das Team, dass nachhaltiges Denken keine Einschränkung im kreativen Prozessen bedeuten muss, sondern neue Möglichkeiten eröffnen kann.

Bühnenbild Dorian Gray, Luzerner Theater

Theatertaschen: handgefertigt aus Werbeblachen

An der Fassade des Theaters gibt es stets etwas zu sehen, wenn grosse Blachen auf die kommenden und laufenden Produktionen hinweisen. Nach Ende einer Inszenierung werden die schönen Motive in liebevoller Handarbeit von Maribel Aramendia zu Taschen verarbeitet, die im Kassenfoyer erhältlich sind. Die Stückblachen werden so zu praktischen und nachhaltigen Andenken an vergangene Lieblingsproduktionen.

Maribel Aramendia, Luzerner Theater

Bühnenbilder: verschenken statt verschrotten

Bei der Anfertigung von Bühnenbildern ist der nachhaltige Umgang mit Materialien ein wichtiger Bestandteil: Rohstoffe werden möglichst ressourcenschonend eingesetzt und wiederverwertet. Häufig sind Bühnenbilder nach der letzten Vorstellung einer Produktion noch in einem guten Zustand, lassen sich aber nicht in einer neuen Inszenierung wiederverwerten. Um den aufwendigen Kreationen und einwandfreien Materialien ein zweites Leben zu verschaffen, hat das Luzerner Theater damit begonnen, Bühnenbildelemente und überzählige Rohmaterialien, wie beispielsweise Holzanschnitte, zu verkaufen und gratis abzugeben. In Zukunft werden die entsprechende Teile dokumentiert und hier publiziert, sodass sie von anderen Institutionen oder Theaterliebhaber*innen erworben werden können.

Energiesparen: unsere Massnahmen

Das Luzerner Theater sieht sich bezüglich Massnahmen zur Senkung des Energiebedarfs in einer Vorbildrolle und ist darauf bedacht, seinen Energieverbrauch so tief wie möglich zu halten. Bereits seit mehreren Jahren rüstet das Luzerner Theater sukzessive seine Bühnenbeleuchtung auf moderne LEDs auf, womit sich der Energieverbrauch um 37 kW pro Stunde Leuchtdauer verringern liess. Ab Dezember 2022 wurde zusätzlich die Allgemeinbeleuchtung auf LED umgestellt, womit weitere 15 kW pro Stunde eingespart werden konnten. 

Um auf diverse Szenarien künftiger Energiemangellagen schnell und adäquat reagieren zu können, entwickelte das Luzerner Theater einen Mehrstufenplan. Dieser kann hier eingesehen werden: 

Luzerner Theater