Unsere nächsten Premieren
Tanz: «Beyond», ab 19. Oktober
Eine Künstlerin und ein Künstler der Sonderklasse beehren Luzern, um mit den Tänzer*innen unseres Ensembles zu arbeiten. Mit Andrea Miller ist es uns gelungen, eine der berühmtesten gegenwärtigen Choreografinnen der USA an unser Haus zu holen. International vernetzt, arbeitet sie in ganz unterschiedlichen Kontexten, ist Artist in Residence des Metropolitan Museum of Art und Guggenheim Fellow. In Europa hingegen ist sie eher seltener Gast. Meist konzentriert sie sich auf Produktionen für ihr eigenes, in New York ansässiges Ensemble Gallim Dance. Für Luzern wird Miller auf der Basis von existierendem Material eine neue Choreografie entwickeln. Darin reizt sie das Können der Tanzenden bis an die Grenzen aus. Sie versetzt das Ensemble kraftvoll in Bewegung, indem sie die Power, die den Körpern innewohnt, immer wieder explodieren lässt.
Swee Boon Kuik ist für seine Herkunftsregion Asien nicht minder bedeutend: Der namhafte Choreograf stammt ursprünglich aus Malaysia, ist jedoch seit langem in Singapur beheimatet. Dass er einmal mit Ballett angefangen hat, sieht man seinem wendigen, weichen und immer fliessenden Tanzstil heute nicht mehr an. Mit grosser Finesse kreiert er Choreografien, die bewegte Bilder in den Raum zeichnen. Seine Figuren sind dabei jedoch immer im Boden verwurzelt, von dort beziehen sie ihre innere Stärke. Wie Miller setzt er beim Menschen und bei dessen Körper an, vermittelt ohne Worte, was uns ureigentlich ausmacht, wozu wir fähig sind und wie wir Grenzen überwinden – feinsinnig, poetisch, intelligent und gleichzeitig sehr virtuos.
Schauspiel: «Der kleine Lord», ab 5. November
New York im 19. Jahrhundert: Die Strassen sind schmutzig und laut, die Unterschiede zwischen Arm und Reich deutlich sichtbar. In einem bescheidenen Viertel lebt Cedric Errol mit seiner Mutter. An seinen Vater kann er sich nicht erinnern, da dieser gestorben ist, als Cedric noch sehr klein war. Doch er hat zwei beste Freunde, die ihm immer zur Seite stehen: den Schuhputzer Dick Tiptoe und den Krämer Mr. Hobbes. Letzterer ist immer top informiert und erklärt den beiden anderen das Weltgeschehen. Sie sind ein ideales Trio. Besser könnte sich Cedric sein Leben gar nicht vorstellen.
Plötzlich steht ein fein gekleideter, fremder Herr vor dem Jungen und erklärt ihm, dass er ein waschechter Lord werden solle. Sein Grossvater ist der Graf von Dorincourt, der seinen einzigen Enkel zu sich nach England holen und zu seinem standesmässigen Erben erziehen möchte. So macht sich Cedric zusammen mit seiner Mutter auf den Weg über den Ozean in die Alte Welt. Diese ist ganz anders als erwartet. Der Grossvater liest dem Jungen jeden Wunsch von den Lippen ab. Dass der alte Mann gegenüber den anderen Menschen hartherzig ist, nimmt Cedric nicht wahr. Durch seine Liebe und Unbekümmertheit schafft es der kleine Lord, das Herz des grossen Lords zu erweichen. Sie lernen beide voneinander, gute Adlige zu sein. Bis zu dem Augenblick, als eine fremde Frau auf dem Anwesen erscheint und Cedrics Schicksal sich erneut ändert …
Brigitte Dethier hat zahlreiche Stücke für Kinder und Jugendliche inszeniert. Dem Luzerner Publikum ist sie durch das mehrteilige «Ring-Ding» bekannt. Nun bringt sie diesen Weihnachtsklassiker über Freundschaft, Aufrichtigkeit und Liebe in einer verspielten wie berührenden Inszenierung auf die Bühne.
Schauspiel: «Prima Facie», ab 9. November
Tessa ist Strafverteidigerin. Sie ist gut in ihrem Beruf. Sehr gut sogar. Für sie ist die Suche nach Wahrheit ein Spiel, das gewinnt, wer die besten Argumente präsentiert und die Jury damit überzeugt. Und Tessa gewinnt meistens. Die Frage nach Schuld oder Unschuld ihrer Klient*innen interessiert sie nicht. Auch von den Sexualstraftätern, die sie verteidigt, will sie keine Ehrlichkeit; es würde ihr Spiel zerstören. Deren Opfern gegenüber bleibt sie freundlich, doch sie ist keine moralische oder soziale Instanz. Sie repräsentiert das Recht, und das basiert auf den wahrscheinlichsten und plausibelsten Fakten.
Dann wird Tessa von ihrem Freund vergewaltigt. Nach einer durchzechten Nacht und vorherigem einvernehmlichem Sex. Tessa weiss, dass sie nicht einverstanden war. Sie weiss, dass er wusste, dass sie es nicht wollte. Tessa geht zur Polizei und zeigt ihn an. Aber was dann? Was ist ihr Wissen gegen verschwommene Erinnerungen, was ist ihr Gefühl gegen seine Fakten, die genauso wahr sein könnten wie die ihren? Tessa erlebt nun von der anderen Seite aus ein Rechtssystem, das auf dem «Gebot der logischen Konsistenz von Aussagen» basiert. Doch ihre Erfahrungen sexualisierter Gewalt entsprechen keiner juristischen Wahrheit. Aber Tessa erhebt ihre Stimme, für sich und für alle, denen Gerechtigkeit im gegenwärtigen Recht nicht zukommt.
Die australische Juristin und Autorin Suzie Miller hat mit «Prima Facie» ein international gefeiertes Stück über die patriarchalen Strukturen des Rechtssystems geschrieben. Regisseurin Rebekka David zerlegt diese Konstruktion und zeigt dabei eine vielschichtige Tessa, für die es nicht nur um die Frage nach Recht und Unrecht, Wahrheit und Lüge geht, sondern um ihr Überleben.
Schauspiel: «Knef», Wiederaufnahme ab 10. November
Der Kultabend mit Tini Prüfert aus dem UG ist jetzt auf der Bühne zu erleben! Die Knef … Manchmal reicht ein Leben fast nicht aus für die Wucht, mit der es gelebt wird. Eine, die so ein Leben gelebt hat, war Hildegard Knef, die international erfolgreiche Sängerin, Schauspielerin und Schriftstellerin. Sie eroberte Hollywood und den Broadway, sie provozierte die Moralist*innen der Nachkriegszeit, und sie kämpfte jahrelang gegen ihre Krebserkrankung, der sie im Alter von 77 Jahren erlag. Hildegard Knef kannte die grossen Höhen des Erfolgs, aber auch die Dunkelheit und Einsamkeit dahinter.
«Prüfert singt, flüstert und schmettert einem die Lieder der Knef dermassen charmant ins Ohr. Der gelungene Abend vertraut aufs Wesentliche: die Melodie, ernsthaften Humor und trockene Tragik», schrieb die Luzerner Zeitung. Nicht verpassen!
Oper: «Die Fledermaus», ab 23. November
Aufregung im Hause Eisenstein. Dafür sorgen ein ausgedienter Liebhaber, ein Ehemann, der ins Gefängnis soll, seine Gattin Rosalinde und deren Zofe Adele, die hoch hinaus will. Man trifft sich auf dem Ball des Fürsten Orlofsky wieder. Nur, wer ist nun wer? Nicht alleine die Verkleidung macht das Erkennen schwer. Der Champagner tut sein Übriges. Und so lebt es sich für die Dauer einer Ballnacht ganz ungeniert, nach dem Motto: amüsant, charmant, riskant. Doch flugs tappt Eisenstein auch schon in die Falle von Gattin Rosalinde. Alle Verwicklungen gipfeln schliesslich in einem beschwingten Finale an einem äusserst turbulenten Ort.
Ausgehend von Jacques Offenbachs satirischen Parodien, begründete Johann Strauss die Wiener Operette: Die Zutaten sind hintersinniger Witz, sozialpsychologische Treffsicherheit und szenische Bilderbögen. Hinzu kommt ein illustres Personal mit hohen Ambitionen. Strauss’ Bürgerinnen und Bürger wollen eben nicht bleiben, was sie sind: Sie erschleichen sich Rollen, die sie über ihren Stand hinausheben, katapultieren sich in Situationen, die alles, was man zu kennen meint, auf den Kopf stellen. Ihr Komponist bringt sie musikalisch brillant zusammen. Walzer und Champagner sollen hier die Alltagsnöte vergessen machen. Man singt und lacht, tanzt und bechert. Aber letztlich will Herr Falke alias «die Fledermaus» doch nur das eine: Revanche!
Ihre mitreissenden Melodien machten die Königin der Operetten weltberühmt und ihr lebenskluges Motto gleich mit dazu: «Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist.»
Oper: «Hänsel und Gretel», Wiederaufnahme ab 5. Dezember
«‹Hänsel und Gretel› kommt in Luzern frisch, farbig und verspielt daher. Es ist ein Abend zum Schwelgen, zum Lachen und Staunen – und zwar für Jung und Alt», urteilte das SRF nach der umjubelten Premiere in der Spielzeit 23/24. Die Wiederaufnahme von Engelbert Humperdincks Märchenoper in der Vorweihnachtszeit bietet allen, die sie noch nicht gesehen haben, die Gelegenheit, sich selbst davon zu überzeugen – und allen anderen die Chance, sie nochmals zu erleben.
Vater Peter ist Besenbinder, die Familie arm. Und so gibt es seit Wochen nichts als trocken Brot. Im Grimm’schen Märchen schlägt die Stiefmutter deshalb vor, die Kinder in den dichten Wald zu führen und dort alleine zu lassen. In Humperdincks Oper ist zum Glück manches anders! Hier wachen zahlreiche gute Geister über Hänsel und Gretel und vermitteln von Anfang an die Gewissheit, dass das spannende Märchen-Abenteuer ein gutes Ende nimmt. Dabei werden sie stets begleitet von Humperdincks fantastischer Komposition, die als weihnachtlicher Klassiker die ganze Familie begeistert.