10 Fragen an Bene Greiner
Bene Greiner studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg und war danach in Frankfurt, Bern und Graz fest engagiert. An der Hochschule der Künste Bern absolvierte er den «CAS - InterActing» und den «Master - Expanded Theater». Seit 2017 arbeitet er freischaffend als Schauspieler, Sprecher und Regisseur. In seinen Projekten interessiert er sich besonders für die Beziehung zwischen Performenden und Publikum. Als Regisseur begleitet er Rüdiger Hauffe in der Umsetzung des Stücks «ausgesprochen ich».
Lieber Bene, wie haben du und Rüdiger euch kennengelernt?
Wir haben gemeinsam in Hamburg Schauspiel studiert.
Wie kam es zum Projekt «ausgesprochen ich»?
Rüdiger hat mir vor zwei Jahren erzählt, dass er als Kind sexuell missbraucht wurde. In dem Gespräch ging es vor allem um die Erleichterung, die er empfindet, seit er darüber sprechen kann. Daraus entstand die Idee, dieses Gefühl auch mit einem Publikum zu teilen.
Wie ist das Werk entstanden?
Die Arbeitsweise war für ein Solo erstaunlich kollektiv. Es wurde viel gemeinsam diskutiert, assoziiert und gespielt. Das Team entwickelte grosses Vertrauen und eine richtige Schwarmintelligenz. Rüdigers Geschichte blieb dabei das Zentrum, er selbst unser Kompass. Er sagte uns, ob der Kurs stimmte.
Kannst du bereits etwas darüber erzählen, wie die Bühne von «ausgesprochen ich» aussehen wird?
Weich, hell und manchmal abenteuerlich.
Als Vorbereitung für das Werk habt ihr unter anderem die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Luzern und die Präventionsstelle Pädosexualität in Zürich besucht. Wie hat der Austausch mit Expert*innen die Produktion beeinflusst?
In den Gesprächen wurden wir dafür sensibilisiert, wie komplex missbräuchliche Beziehungen sein können. Mit den Stereotypen des bösen Täters und des passiven Opfers kommt man da nicht weit. Schon indem Rüdiger seinen Abend macht, bricht er mit diesen Klischees. Er wird selbst zum aktiven Gestalter seiner Geschichte.
Auf welche Herausforderungen seid ihr als Team bei der Arbeit gestossen?
Es galt einen Weg zu finden, wie Rüdiger mit seinen Erfahrungen umgehen kann, ohne in das Erlebte zurückzufallen. Die Antwort darauf fanden wir auf dem Planeten Neu-Texas. Rüdigers Erzählung enthält eine Space-Western-Ebene, die ihm dabei hilft, die Geschichte spielerisch zu transportieren.
Und welche positiven Erfahrungen durftet ihr gemeinsam machen?
Ich glaube, wir waren alle überrascht, wie viel Spass wir auf den Proben hatten. Und zu erleben, wie heilsam Theatermachen sein kann, war magisch.
Ihr betont, dass «ausgesprochen ich» trotz des schweren Themas einen Lichtblick darstellt und dem Publikum Mut machen soll. Mit welchem Gefühl sollen die Zuschauenden die Vorstellung verlassen?
Bewegt, befreit, berührt, begeistert, bestärkt. Und alles, was dazwischen liegt.
Im Anschluss an die Vorstellungen von «ausgesprochen ich» findet jeweils ein Nachgespräch statt. Welche Bedeutung hat dieser Abschluss des Theaterabends?
In dem Stück geht es ums Schweigenbrechen. Uns war deshalb wichtig, dass auch das Publikum die Möglichkeit zum Austausch hat. Wer möchte, kann so nach dem Zuhören selbst ins Sprechen kommen.
Du sagst von dir selbst, dass du daran glaubst, dass Theater die Welt retten kann (ein bisschen zumindest). Was kann ein Stück wie «ausgesprochen ich» bewegen?
Menschen.